Historie der Bauernschule Bad Waldsee
Die Bauernschule Bad Waldsee blickt nunmehr auf eine 75-jährige Geschichte zurück: Mit der Gründung 1949 ist ein Ort im Herzen Oberschwabens etabliert worden, in dem lebenslanges Lernen und ganzheitliche Bildung groß geschrieben werden. Der damalige Bauernpräsident Bernhard Bauknecht hat das sogenannte „Döchtbühlhaus“ (heute Fachwerkhaus) von der Stadt Bad Waldsee gekauft. Mit diesem Erwerb war der Grundstein für die Einrichtung einer „Bauernschule“ im Sinne einer Heimvolkshochschule geschaffen. In der neu gegründeten Bundesrepublik war es zudem wichtig, ein neues Demokratieverständnis und einen Ort der Erholung für die ländliche Bevölkerung zu vermitteln. Auf der Grundlage der Grundtvigschen Reformpädagogik sind so die Kurse und das Seminarprogramm aufgebaut worden.
LERNEN, KRAFT SCHÖPFEN, NEUE ENERGIE SAMMELN UND ABSTAND VOM ALLTAG GEWINNEN


Entwicklungseinrichtung mit Innovationsgeist und Verwurzelung
“Wo Tradition auf Zukunft trifft” – seit den Anfängen ist damit der Weg für eine Bildungseinrichtung geebnet worden, die sich bis heute als „Entwicklungseinrichtung" versteht. Mit Innovationsgeist und Verwurzelung werden in der Bauernschule Bad Waldsee Seminare konzipiert, geplant und durchgeführt. Die Idee: ein Ort, an dem sich unterschiedliche Menschen treffen, diskutieren, den eigenen Horizont erweitern, im besten Sinne miteinander streiten, sich fachlich, thematisch auseinandersetzen und auf persönlicher Ebene Kraft schöpfen, neue Energie sammeln und Abstand vom Alltag gewinnen.
Ein Ort zur Förderung der Demokratie
Durch die Gründung entstand ein Ort, an dem die Förderung der Demokratie im Mittelpunkt steht. Hier sollen Menschen befähigt werden, ihre Meinung zu bilden und zu äußern, aktiv am politischen Diskurs teilzunehmen, als Gesprächspartnerinnen und -partner zur Verfügung zu stehen und sich ehrenamtlich zu engagieren – sei es in Kommunalparlamenten, Vereinen oder Verbänden. Das Handwerkszeug dafür vermittelt unter anderem die Kurse der Bauernschule. Darüber hinaus sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Bauernschule als einen Ort der Erholung und der Auszeit, an dem man einen wertschätzenden Umgang auf Augenhöhe miteinander pflegt, kennenlernen. In der Bauernschule ist es möglich, sachlich zu diskutieren, andere Meinungen zu akzeptieren und die rhetorischen Fähigkeiten zu schulen. Darum gibt es seit den Anfängen der Bauernschule den sogenannten Grundkurs für junge Menschen zur Persönlichkeitsbildung, der für das Selbstbild unseres Hauses besonders prägend war und ist. Generationen von Menschen kennen und schätzen diesen Kurs – im Jahr 2024 hat der 120. Grundkurs stattgefunden.


Die 2000er: Die Bauernschule im baulichen Wandel
Die Bauernschule kann auf eine 75-jährige Baugeschichte zurückblicken, die von zahlreichen An- und Umbauten geprägt ist. Immer wieder wurden Gebäude erweitert oder abgerissen, bis schließlich der Landesbauernverband den Standort Bad Waldsee befürwortete und Ende der 1990er Jahre gemeinsam mit dem Architekten Hüttche die Pläne für einen Neubau entwickelte. Dieses Bauprojekt, das heutige Haus Seeblick, wurde nach dem Abriss des alten Seminarhauses im Jahr 2000 realisiert. Auf dem Frauenberg entstand ein architektonisch ansprechendes und einzigartiges Gebäude, das bis heute das Erscheinungsbild der Bauernschule von der Altstadt aus prägt. Mit seinem kreisrunden Seminarraum, dem großen runden Saal und der Glaswand, die den Blick auf den alten Baumbestand um die Bauernschule freigibt, ist hier ein wahres Meisterwerk entstanden.
Die Baugeschichte der Bauernschule setzte sich keine zehn Jahre später mit einem weiteren Bauprojekt fort: dem heutigen Haus am Wald, das in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Schlude aus Stuttgart geplant wurde. Unter anderem beteiligte sich auch das Land Baden-Württemberg finanziell, um den Bau zu realisieren und ein Zeichen für die Bildungshaus-Landschaft im ländlichen Raum zu setzen. Mit diesem Neubau wurden nicht nur die Verpflegungsstandards modernisiert, sondern auch die Zimmerkapazitäten erweitert. Dieser Bau legte eine weitere Grundlage für den Fortbestand der Bauernschule. Der neue Speisesaal sowie die Einzel- und Doppelzimmer wurden an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Zudem ermöglicht die vorausschauende Auswahl an Materialien, Formen und Farben eine schlichte, moderne Ausstattung. Nicht zuletzt wurden sowohl das Haus Seeblick als auch das Haus am Wald von der Architektenkammer Baden-Württemberg für beispielhaftes Bauen ausgezeichnet.
Historischer Charme im modernen Gewand
Im Jahr 2016 stand die Kernsanierung des Fachwerkhauses an – erneut in Kooperation mit dem Architekturbüro Schlude, Ströhle, Richter aus Stuttgart. Mit viel Geschick und Feingefühl gelang es, vieles von der ursprünglichen Bausubstanz zu erhalten und den Charme der historischen Bauernschule zu bewahren. Gleichzeitig zog mit einer durchdachten Auswahl und Planung die Moderne ein: Zukunftsorientierte Seminarräume, schlichte Möbel und ausgewählte Kunst prägen nun das sanierte Fachwerkhaus, das heute ein beliebter Ort für kleinere Seminargruppen ist.
Die großen Meilensteine verdanken wir nicht zuletzt der vorausschauenden und weitsichtigen Planung des Landesbauernverbands Baden-Württemberg, dem damaligen Leitungs- und Hauspersonal sowie dem Engagement einiger zentraler Akteure. Mit diesem Gebäudekomplex arbeitet die heutige Belegschaft der Bauernschule Bad Waldsee kontinuierlich an der Instandhaltung, der Erneuerung und vor allem an der zukunftsgerichteten Ausgestaltung der Räumlichkeiten – so wurden im Jahr 2020 alle Gästezimmer im Haus Seeblick grundständig saniert: neue Bäder, neue Böden sowie neues Mobiliar haben Einzug gehalten. Dazu gehören sowohl technische Neuanschaffungen als auch die Anpassung an infrastrukturelle Bedürfnisse. Wichtig ist uns der Dreiklang aus Erhalt der Qualität, Bewahrung der Atmosphäre und Ausrichtung in die Zukunft.







